Krisen machen uns stark

Die Krise als Wachstumsphase

Krisen sind nicht unbedingt etwas, auf das man sich freut. Niemand steckt gerne in einer Krise, niemand mag sich gerne ohnmächtig fühlen. Krisen machen Angst, sie bedeuten Veränderungen, Erschütterung - und manchmal stellen sie das ganze Leben auf den Kopf. 

Aber: Jede Krise ist nur eine Phase, sie geht vorbei. Und wenn sie auch schmerzt, sie hat enormes Potential. Sie hilft uns zu wachsen und unsere Persönlichkeit weiter auszubilden. Wer nicht lernt, Krisen zu bewältigen, ertüchtigt auch nicht. Wenn Sie Kinder haben, kennen Sie vielleicht den Ausdruck „Wachstumsschmerzen“. Meine Jungs waren richtiggehend krank, wenn es wieder einmal so weit war. Größer zu werden, kann weh tun und zwar nicht nur in den Knochen. Der österreichische Arzt und Psychologe Erwin Ringel (1921-1994) hat mal gesagt, wem Gott die Krisen erspart, dem erschwert er das Wachsen zur Persönlichkeit. Und Persönlichkeitsentwicklung ist das Wichtigste, wenn man Erfolg haben will.

Ohne Krise keine Weiterentwicklung

Statistisch gesehen durchleiden wir im Leben rund vier- bis fünfmal so eine Entwicklungskrise. Sie fühlt sich schrecklich an, ist aber ganz normal. Zu mir kommen vor allem Menschen, die in beruflichen Entwicklungskrisen stecken. Sie kennen sich nicht aus, spüren, dass etwas nicht mehr stimmt. Sie sind ungehalten, unsicher und lehnen sich gegen bisher akzeptierte Regeln auf. Sie haben Angst vor Neuem und gleichzeitig das Gefühl der Haltlosigkeit. Auf Größenphantasien folgen Vernichtungsängste und umgekehrt. Oft beschreiben es meine Klienten so: Ihnen sind die alten Kleider zu klein und eng geworden, aber andere gibt es nicht. Sie möchten am liebsten aus der Haut fahren

Hier warten die Antworten auf uns

Wenn man sich in einer Krise befindet, geht es erst einmal darum, sie anzunehmen und nicht gegen sie anzukämpfen. Nur so kann sich von innen heraus etwas entwickeln, wachsen und stark werden. Eine Entwicklungskrise gibt uns die Möglichkeit, ganz auf uns selbst zurückzufallen. Still zu werden, als würde man die Zeit anhalten und in uns zu gehen - denn hier warten alle Antworten. Und dann – meistens, wenn man ihn gar nicht erwartet - kommt dieser Moment, eine Idee, ein Gedankenblitz, eine Begegnung, ein Anruf und es geht weiter. Man fängt an sich zu bewegen, endlich. Und Schritt für Schritt entsteht ein neuer Weg. 
Wie gut ist es, dabei Menschen um sich zu haben, die einem dabei zur Seite stehen. Die zuhören und gezielte und dienliche Fragen stellen. Denn indem man laut darauf antwortet und spricht, formt sich die eigene Haltung weiter, man richtet sich innerlich auf, der Blick geht nach vorne. Endlich kehrt Klarheit ein.

Gute Fragen können beispielsweise sein:

  • Wofür ist man heute dankbar?
  • Worauf freut man sich heute?
  • Was kann man aus dieser Situation lernen?
  • Was kann man jetzt tun?
  • Welche Chance steckt in dieser Situation?
  • Was läuft gut?
  • Was möchte man in Zukunft anders machen?
  • Worauf wird man sich besonders konzentrieren?