Anleitung für einen „Tag der Ruhe“

Es gibt Zeiten, da ist man in sich zwiegespalten. Da ist einerseits das Gefühl der beklemmenden Ruhe, andererseits herrscht in einem aber auch ein Wirbelwind an weiteren Gefühlen. Es sind Zeiten, die uns mit uns selbst konfrontieren und unserem Selbstbewusstsein. Sie sind nicht leicht auszuhalten. In meinen Coachings gebe ich meinen KlientenInnen gerne diese Aufgabe mit, sie hilft sehr dabei, sich zu sammeln, zu fokussieren und Klarheit zu bekommen.

Denn Stille schafft Klarheit.

  • Wählen Sie einen „Tag der Ruhe“ und bleiben Sie in einem Zimmer. Setzen Sie sich auf einen Stuhl und schauen Sie sich einfach ausgiebig um, solange, bis gefühlt die Zeit stehen bleibt. Tun Sie nicht mehr. Legen Sie sich nicht aufs Bett oder die Couch, gehen Sie nicht ins Internet, lesen Sie nichts, reden Sie mit niemandem, legen Sie das Handy zur Seite. Ihr Essen bereiten Sie sich schon im Voraus her, Sie müssen es dann nur noch holen.
  • Verbringen Sie diese Zeit ganz mit sich allein. Sie werden feststellen, wie unglaublich lang ein einzelner Tag sein kann.
  • Stellen sie sich am Beginn Ihres „Tags der Ruhe“ vor den Stuhl, nehmen Sie sich eine Stoppuhr und bleiben Sie so lange stehen, bis Sie meinen, dass eine Minute vorbei ist. Schauen Sie auf die Uhr und notieren Sie sich Ihre innere Zeit, vielleicht haben Sie nach 30 Sekunden auf die Stoppuhr geschaut oder nach 38 Sekunden. Diese Übung wiederholen Sie um 19 Uhr noch einmal und Sie werden staunen.
  • An diesem Tag geht es nur ums Sitzen, ums Schauen, Spüren. Beobachten Sie Ihre Gedanken, wie sie kommen und gehen, wie lange sie bei Ihnen verweilen und was Sie mit ihnen machen. Spüren Sie Ihren Körper. Leere und Schattenthemen werden sich melden. Lassen Sie Wichtigkeiten in ihren Raum und machen Sie gar nichts, außer regelmäßig zu lüften.
  • Sie werden sich nach diesem „Tag der Ruhe“ aufgeräumter fühlen und klarer sehen. Dafür müssen Sie nicht in die Abgeschiedenheit oder einen anderen Ort fahren, ein Kloster beispielsweise. Im Gegenteil, bei dieser Übung bleiben Sie mitten in Ihrem Leben, Ihrer Umgebung – nur eben völlig alleine mit sich selbst. Der Tag beschert Ihnen eine innere Freiheit, die Ihnen niemand nehmen kann, egal, was gerade und noch immer da draußen geschieht: Sie entscheiden.

Sich innerlich frei zu fühlen, schafft Unbeschwertheit, Leichtigkeit und ein starkes Selbstbewusstsein. Vielleicht für einen neuen Beruf, eine andere Einstellung, eine frische Haltung in einer Zeit, wo alles auseinanderzubrechen scheint. In der sich Altbewährtes eben nicht mehr bewährt und Berechenbarkeit fehlt. Gerade dann liegt es an uns selbst, aufzuheben was brauchbar ist und etwas Neues zu bauen, von dem wir bis dato lediglich eine Ahnung in uns trugen.

Dieses Neue können wir aber erst spüren und sehen, wenn wir zuvor still geworden sind.

Es hat etwas mit Glauben ans sich selbst zu tun und dem tiefen Wissen davon, dass es gut weitergehen wird, so wie im Jahres- und Naturkreis: auf Ebbe folgt Flut und aufs Säen das Ernten, auf Altes Neues, auf die Nacht der Tag.

Herzlichst, Ihre Juliane Müller